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„Warum ist kein Geld mehr da?“

In­halt: Einleitung - Das Grund­pro­blem: stets positive Zin­sen - Fol­ge: An­dau­ern­de Um­ver­tei­lung von Arm zu Reich - Lö­sun­gen! - Begriffe „Geld“ und „Gr­und­ein­kom­men“ - Wei­te­re Ver­wei­se - Zi­ta­te - Ak­tuel­les und Aus­blick
 

„Die Angst vor ei­ner Zu­kunft,
die wir fürch­ten, kön­nen wir nur
über­win­den durch Bil­der ei­ner
Zu­kunft, die wir wol­len.“

Wil­helm Ernst Bark­hoff,
Ini­tia­tor der GLS-Bank

Hochmoorlandschaft „Meeuwenven“, bei Nijmegen (Nov. 2011)

Einleitung

Warum ist ei­gent­lich „kein Geld mehr da“? Als ich et­wa mit 15, al­so 1995, mei­ne er­ste Bril­le be­kam, wur­de die­se noch kom­plett von der Kran­ken­kas­se be­zahlt. Ein paar Jah­re spä­ter zahl­te die Kas­se er­st nur noch die Glä­ser, schließ­lich gar nichts mehr. 2005 führ­te die rot-​grü­ne Lan­des­re­gie­rung in mei­nem Bun­des­land (NRW) Stu­dien­ge­büh­ren ein. 2009 muss­te ich au­ßer­dem er­le­ben, dass „mei­ne“ Stadt, wie so vie­le in der Re­gion, ein so ho­hes Haus­halts­de­fi­zit hat­te, dass al­le „frei­wil­li­gen“ Aus­ga­ben durch die Be­zirks­re­gie­rung ge­stri­chen wur­den. Dies sind nur drei Bei­spie­le für die all­ge­mei­ne Ten­denz in Deutsch­land, den är­me­ren Men­schen im­mer we­ni­ger zum Le­ben zu las­sen. Im Jahr 2010 fand ich end­lich über­zeu­gen­de Ant­wor­ten dar­auf, warum wir ei­ne Ver­schlech­te­rung un­se­rer Le­bens­be­din­gun­gen be­ob­ach­ten, ob­wohl Rech­ner und Ro­bo­ter nun so viel Ar­beit für uns er­le­di­gen, ob­wohl Deutsch­land im Ver­hält­nis zu an­de­ren Staa­ten viel bes­ser da­steht („Ex­port­welt­meis­ter“ von 2003 bis 2008) und ob­wohl wir Jahr­zehn­te oh­ne Krieg und Zer­stö­rung er­lebt ha­ben. Po­li­ti­ker und Kom­men­ta­to­ren ma­chen ger­ne die „Glo­ba­li­sie­rung“ und den „de­mo­gra­phi­schen Wan­del“ für die Ver­schlech­te­run­gen ver­ant­wort­lich, aber bei­des über­zeugt mich nicht. Statt­des­sen hal­te ich jetzt un­ser Geld­sys­tem für ver­ant­wort­lich.
Im Jahr 2012 setzt sich die Ent­wick­lung fort: wäh­rend ei­ni­ge Un­ter­neh­men und da­mit vor al­lem die da­hin­ter­ste­hen­den (rei­chen) Ak­tio­näre gi­gan­ti­sche Ge­win­ne ver­bu­chen, sin­ken die ver­füg­ba­ren Ein­kom­men der „un­te­ren“ 80% der Be­völ­ke­rung welt­weit, sei es durch Steu­er-​ und Ab­ga­ben­er­hö­hun­gen, in­fla­tio­näre und spe­ku­la­ti­ve Preis­s­tei­ge­run­gen, oder durch di­rek­te Kür­zun­gen. Ein Grund­feh­ler des Geld­sys­tems kann mit zu­neh­men­dem „Al­ter“ un­se­rer Volks­wirt­schaf­ten im­mer schlech­ter durch Steu­ern und So­zi­al­lei­stun­gen kom­pen­siert wer­den:

Grundproblem: stets positive Zinsen

„Die Spi­ra­le, die sich aus Schul­den und Zins­zah­lun­gen im­mer hö­her schraubt, be­droht das Fun­da­ment un­se­rer Ge­sell­schaft. Mit ein paar halb­her­zi­gen Re­for­men ist es da nicht ge­tan. [...] Vor dem Zin­sen-​Pro­blem je­doch ver­schlie­ßen Öko­no­men und Po­li­ti­ker die Au­gen. Da­bei sind Zin­ses­zin­sen für ei­ne funk­tio­nie­ren­de Wäh­rung nicht ein­mal not­wen­dig.“
Mar­co Meng, Ein Schnee­ball­system, in Die Ga­zet­te Nr. 32, Win­ter 2011/2012

Da un­ser Geld nicht „ro­stet“, stel­len die­je­ni­gen mit viel Geld und (mo­men­tan) we­nig Be­darf es nur dann für Han­del und In­ve­sti­tio­nen zur Ver­fü­gung, wenn sie da­für be­lohnt wer­den. Die­se Be­loh­nung müs­se et­wa vier bis fünf Pro­zent im Jahr be­tra­gen, er­mit­tel­te Sil­vio Ge­sell.

100 € zu verschiedenen Zinssätzen „angelegt“ (oder geliehen)
  1,00% 2,00% 3,00% 5,00% 7,00% 10,00%
10 Jahre 110,46 121,90 134,39 162,89 196,72 259,37
20 Jahre 122,02 148,59 180,61 265,33 386,97 672,75
30 Jahre 134,78 181,14 242,73 432,19 761,23 1744,94
40 Jahre 148,89 220,80 326,20 704,00 1497,45 4525,93
50 Jahre 164,46 269,16 438,39 1146,74 2945,70 11739,09
60 Jahre 181,67 328,10 589,16 1867,92 5794,64 30448,16
70 Jahre 200,68 399,96 791,78 3042,64 11398,94 78974,70
80 Jahre 221,67 487,54 1064,09 4956,14 22423,44 204840,02
90 Jahre 244,86 594,31 1430,05 8073,04 44110,30 531302,26
100 Jahre 270,48 724,46 1921,86 13150,13 86771,63 1378061,23
Verdopplung: < 70 J < 36 J < 24 J < 15 J < 11 J < 8 J
Was pas­siert, wenn man ei­ne be­stimm­te Sum­me Geld zu ei­nem be­stimm­ten Zins­satz ver­leiht („an­legt“)? Das Gut­ha­ben wächst, eben­so wie „auf der an­de­ren Sei­te“ die Schul­den - und zwar bei­des ex­po­nen­tiell! Hier ein paar mit Ta­bel­len­kal­ku­la­tion er­zeug­te Wachs­tums­bei­spie­le: was pas­siert mit 100€, wenn man sie über ei­nen be­stimm­ten Zeit­raum zu ei­nem be­stimm­ten Zins­satz (ver-)leiht?
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Exponentialfunktionen
Wie man sieht wä­ren 100 €, „an­ge­legt“ zu vor kur­zem noch markt­üb­li­chen 5% Zin­sen, nach 100 Jah­ren über 13.000 € ge­wor­den. Bei von ei­ni­gen In­ves­to­ren und Kon­zern­len­kern er­war­te­ten 10% „Ren­di­te“ wä­ren es gar an die 1,4 Mil­lio­nen Eu­ro! Der Ver­dopp­lungs­zeit­raum (zu se­hen in der letz­ten Ta­bel­len­zei­le) be­trägt bei 10% Zin­sen we­ni­ger als 8 Jah­re. Wer sich mit Bi­n­är­zah­len aus­kennt, kennt die Zwei­er­po­ten­zen aus­wen­dig, weiß al­so was bei mehr­fa­chem Ver­dop­peln pas­siert: mal 2, mal 4, mal 8, mal 16, mal 32, mal 64, mal 128, mal 256, mal 512, mal 1024 (nach 10 Ver­dopp­lun­gen), ... das Wachs­tum „ex­plo­diert“ und über­schrei­tet bald je­des vor­stell­ba­re Maß.

Folge: Andauernde Umverteilung von Arm zu Reich

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Visualisierung der Umverteilung
Nach ei­ner Kom­bi­na­tion aus ver­füg­ba­ren Da­ten, Schät­zun­gen und Be­rech­nun­gen wer­den in Deutsch­land (oh­ne staat­li­che Ein­grif­fe zu be­rück­sich­ti­gen) al­lei­ne durch Zin­sen jähr­lich über 250 Mil­li­ar­den € von den „är­me­ren“ 80% der Be­völ­ke­rung zu den reich­sten 20% um­ver­teilt! Das Haupt­ar­gu­ment bei die­ser Be­rech­nung ist, dass die Zin­sen der Ver­mö­gen­den von je­man­dem be­zahlt wer­den müs­sen und da­her an­tei­lig in al­len Pro­dukt­prei­sen ent­hal­ten sind. Schon jetzt be­trägt die Zins­quo­te in den Prei­sen dem­nach durch­schnitt­lich et­wa 35% und wenn sich die Ver­mö­gen das näch­ste mal ver­dop­pelt ha­ben (was oh­ne Um­lauf­si­che­rung, Ver­mö­gens­steuer oder Zu­sam­men­bruch ir­gend­wann pas­sie­ren muss) wird die Zins­quo­te auf über 50% an­ge­stie­gen sein - na­tür­lich nur, falls kei­ne Ge­gen­maß­nah­men er­grif­fen wer­den.
Mei­ne Um­ver­tei­lungs- ​Rech­ner er­laubt ei­ge­ne Ex­pe­ri­men­te mit ver­schie­de­nen Wer­ten für Ver­mö­gen und Zin­sen!

Lö­sungen!

Das Geld braucht den Staat; oh­ne Staat lässt sich kein Geld den­ken; ja, man kann sa­gen, mit der Ein­füh­rung des Gel­des be­ginnt die Grün­dung des Staa­tes.
Sil­vio Ge­sell in Die na­tür­li­che Wirt­schafts­ord­nung (S. 149)

Mit dem Zi­tat will ich deut­lich ma­chen, dass wir das mo­men­tan exis­tie­ren­de (bzw. von der EZB her­aus­ge­ge­be­ne) Geld nicht als na­tur­ge­ge­ben hin­neh­men müs­sen. Tat­säch­lich ist es nur ei­ne Ver­ein­ba­rung zwi­schen Men­schen, die ge­kün­digt oder ge­än­dert wer­den kann.

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Umkehrung der Umverteilung mit Freigeld

Im Jahr 2012 wä­re Sil­vio Ge­sell 150 Jah­re alt ge­wor­den. Als sein Haupt­werk gilt heu­te Die na­tür­li­che Wirtschafts­ord­nung (1916), aus dem obi­ges Zi­tat stammt. Für die da­nach be­nann­te Ini­tia­ti­ve Na­tür­li­che Wirt­schafts­ord­nung hat Klaus Wil­lem­sen ei­nen Kom­men­tar zum über­wie­gend po­si­ti­ven Me­dienecho an­läss­lich des Ju­bi­lä­ums ver­fasst. Ge­sell woll­te, ne­ben ei­ner Re­form der Land­rech­te, dem Geld sei­nen Vor­teil ge­gen­über den al­ler­meis­ten Gü­tern neh­men, in­dem es mit ei­ner Umlauf­si­che­rungs­ge­bühr be­las­tet wird.

Hät­te das Geld in Deutsch­land ei­ne wirk­sa­me Um­lauf­si­che­rung, gä­be es die oben dar­ge­stell­te Um­ver­tei­lung von Arm zu Reich nicht mehr, son­dern statt­des­sen ei­ne leich­te Um­ver­tei­lung von de­nen, die viel Bar­geld be­reit­hal­ten, zu de­nen, die ihr mit we­ni­ger Geld le­ben. Mit mei­nem Frei­geld-Rech­ner kann je­der selbst die Aus­wir­kun­gen un­ter­schied­lich ho­her Um­lauf­si­che­rungs-​Ge­büh­ren durch­spie­len!

F

Ba­sie­rend auf Sil­vio Ge­sells Ide­en („on the shoul­ders of gi­ant­s“) ha­be ich das Kon­zept ei­nes On­li­ne-Mart­plat­zes mit ei­ge­ner, um­lauf­ge­si­cher­ter Wäh­rung ent­wi­ckelt: frei­markt.org
Ich hof­fe, so bald wie mög­lich den Be­trieb auf­neh­men zu kön­nen - oder dass je­mand an­de­res die­ses oder ein ähn­li­ches Kon­zept über­nimmt.

Wenn „das“ Geld zu schwie­rig zu be­kom­men wird, wer­den die Al­ter­na­ti­ven wie­der at­trak­ti­ver (be­son­ders für die Er­werbs­ar­beits­lo­sen): sie kön­nen an ei­nem lo­ka­len Tau­schring teil­neh­men und (wenn gün­sti­ges Land ver­füg­bar ist) ihr ei­ge­nes Ge­mü­se an­bau­en.

Weitere Verweise

Online-Ressourcen (darunter Zeitungsartikel)

  • INWO - Initia­ti­ve für na­tür­li­che Wirt­schafts­ord­nung, eine lau­fend ak­tuali­sier­te Samm­lung von Ar­ti­keln, Ver­wei­sen und Ver­an­stal­tungs­hin­wei­sen zum The­ma (bes­se­res) Geld. Seit 2010 bin ich INWO-Mitglied und beziehe somit auch die Vereinszeitung FAIRCONOMY, in der aktuelle Bezüge zur Natürlichen Wirtschaftsordnung behandelt werden - „Für eine Welt mit Zukunft“.
  • Wo ist un­ser Geld? - ein kur­z­er Fra­ge­bo­gen der IN­WO, in dem man das ei­ge­ne Wis­sen um Fi­nanz­zu­sam­men­hän­ge tes­ten und er­wei­tern kann.
  • Die Natürliche Wirtschaftsordnung - Eine fundierte und umfassende Darstellung der Gesellschen Freiwirtschaft, wobei auch aktuelle Themen wie die Occupy-Bewegung aufgegriffen werden.
  • geld­re­form.de - Ein seit 1997 ge­pfleg­tes und ak­tua­li­sier­tes um­fang­rei­ches On­li­ne-Ar­chiv mit Ma­te­ria­li­en zur Geld-, Zins- und Schul­den­pro­ble­ma­tik.
  • Ste­phan Schul­mei­ster - Das neue Ein­mal­eins Ei­ne le­sens­wer­te sys­te­mi­sche und his­to­ri­sche Be­trach­tung der Staats­fi­nan­zen (der­Frei­tag, 04.11.2010).
  • Wolf­gang Ucha­ti­us - Ka­pi­ta­lis­mus: Wir könn­ten auch an­­ders In­te­ressan­te Über­le­gun­gen in ei­ner großen Qua­li­täts­zei­tung (Die Zeit, 20.05.2009).
  • Wolfgang Uchatius - Das Wunder von Wörgl Eine sehr les­ens­wer­te Be­schrei­bung die­ses hi­stori­schen, drin­gend zu wie­der­ho­len­den Ex­pe­ri­ments mit Frei­geld (Die Zeit, 22.12.2010).
  • Machtlose RegierungWarum über­all Geld fehlt -​ „Gib mir die Welt plus 5 Pro­zent“ veranschaulicht in Märchenform, wie Geld zunächst die Arbeitsteilung extrem vereinfacht, um dann durch das stetige Zahlen von Zinsen letztlich zur Spaltung der Gesellschaft in wenige Superreiche und viele Arme zu führen. Der Film ba­sie­rt auf dem Text The Ear­th Plus 5%, vom Aus­tra­lier Lar­ry Han­ni­gan 1971 ge­schrie­ben. Geldschöpfungshinweis!
  • 10-Punk­te-Plan zur Erobe­rung ei­nes Pla­ne­ten oder „Wie funk­tio­niert Geld?“ - ein 15-mi­nü­ti­ger Ani­ma­ti­ons­film von Max von Bock mit be­son­ders schö­ner Er­klä­rung von In­fla­tion und De­fla­tion (wel­che im Ex­trem­fall bei­de zum Zu­sam­men­bruch der Wirt­schaft füh­ren). Geldschöpfungshinweis!
  • Mo­ney as Debt (Geld als Schuld) ist ein span­nen­der Ani­ma­ti­ons­film zu Geld­ge­schich­te, -schöp­fung und -ver­bes­se­rungs­mög­lich­kei­ten. Geldschöpfungshinweis! Un­ter „Trans­la­ted Ver­sions On­line“ fin­det man un­ter an­de­rem Ver­wei­se zu ei­ner kos­ten­los her­un­ter­lad­ba­ren Fas­sung mit deut­schen Un­ter­ti­teln. Auf der Netz­prä­senz fin­det sich auch ei­ne reich­hal­ti­ge (eng­li­sche) Zi­tat­samm­lung rund um Geld und Frei­heit.
  • Marc-Uwe Kling - Hirngespinste, ein kur­zer (2:08 Minuten), fre­cher Audio-Bei­trag zum The­ma „Schul­den“ von Radio Fritz aus Ber­lin.
  • Re­gio­geld e.V.: Ein Ver­band von Re­gio­nal­geld-Ini­tia­ti­ven mit „Maß­nah­men, die Men­ge und die Um­lauf­ge­schwin­dig­keit des Re­gio­gelds zu er­mit­teln und zu steu­ern“, letzt­lich al­so der von Ge­sell ge­for­der­ten Um­lauf­si­che­rung. Viel­leicht gibt es schon ein nach­hal­ti­ges Re­gio­nal­geld in Ih­rer Nä­he?
  • Hu­ma­ne Wirt­schaft ist der Ti­tel ei­ner Zeit­schrift und ei­nes Blogs, die ei­nen Schwer­punkt dar­auf le­gen, die groß­ar­ti­gen Mög­lich­kei­ten ei­ner an­de­ren, ei­ner na­tür­li­chen Wirt­schafts­ord­nung auf­zu­zei­gen.
  • Ovolos (ΟΒΟΛΟΣ) ist ein grie­chi­scher On­line-Markt­platz mit ei­ge­ner Wäh­rung. Lei­der kann ich über­haupt kein Grie­chisch und muss au­ßer­dem da­von aus­ge­hen, dass ei­ne Um­lauf­si­che­rungs­ge­bühr (noch) fehlt - aber ein An­fang ist ge­macht. Welt on­line be­rich­te­te am 22. Au­gust da­rü­ber.
  • Cy­clos könn­te schon in et­wa das be­reit­stel­len, was mein Frei­markt wer­den soll: ein In­ter­net-​Markt­platz mit ei­ge­ner, (bei Cy­clos op­tio­nal) um­lauf­ge­si­cher­ter Wäh­rung. Zahl­rei­che In­stan­zen, meist al­ler­dings klein, nicht frei zu­gäng­lich und re­gio­nal be­grenzt, gibt es be­reits.
  • Die Net­to-Pri­vat-Ver­mö­gen­suhr ist ein Spie­gel­bild der be­kann­ten (Staats-)Schul­den­uhr des Bun­des der Steu­er­zah­ler.
  • ine­qua­li­ty.org (eng­lisch) ver­an­schau­licht die ex­tre­me Un­gleich­heit in den USA so­wohl was Ver­mö­gen, aber da­mit ver­bun­den auch Ein­kom­men, an­geht.
  • Ge­org Schramm hielt 2011 bei ei­ner Oc­cu­py-​De­mo in Frank­furt in sei­ner Rol­le als zor­ni­ger Rent­ner Dom­brow­ski ei­ne star­ke Re­de zur un­glei­chen Ver­mö­gens­ver­tei­lung und zu his­to­ri­schen Lö­sun­gen. Et­was hin­ter die Rol­le ließ er 2012 bei der Ent­ge­gen­nah­me des Erich-​Fromm-​Prei­ses bli­cken -​ eben­falls se­hens­wert.

Mammons Sturz!

Der Göt­ze Mam­mon sitzt seit al­ten Ta­gen
In sei­nes Tem­pels la­by­rinth’schem Raum;
Für ihn al­lein muß sich die Mensch­heit pla­gen,
Um ihn be­wegt sich ih­res Glückes Traum.

Wer sei­ne Gunst im Le­ben hat er­run­gen,
Dem ist der Weg zu Macht und Eh­ren frei,
Dem wird des Le­bens ho­hes Lied ge­sun­gen,
Den drückt nicht mehr des All­tags Ty­ran­nei.

Es die­nen ihm die Mäch­ti­gen der Er­de,
Es froh­net ihm der Ar­beit blei­che Schar,
Es op­fert ihm die Mensch­heit - die be­tör­te
Ihr Hei­ligs­tes auf sei­nem Hoch­al­tar.

Es blä­het sich der Göt­ze mit Be­ha­gen,
Er wächst - er schwillt - er dehnt sich schlan­gen­gleich
Stets grö­ßer wird sein nim­mer­sat­ter Ma­gen,
Er frisst das Volk - den Staat - das gan­ze Reich.

(Georg Blumenthal, 1912)
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Bücher

  • Mar­grit Ken­ne­dy - Occupy Money (Ende 2011) ist die ideale Einstiegslektüre zur ernsthaften Beschäftigung mit unserem Geldsystem.
  • Margrit Kennedy - Geld oh­ne Zin­sen und In­fla­tion ist ein gu­ter, kom­pak­ter Ein­stieg in die The­ma­tik, mit Gra­fi­ken von Hel­mut Creutz. Zwar ist das Buch schon etwas älter, dafür steht es aber kostenlos online zur verfügung und es wurde bereits in viele Sprachen übersetzt. Bei geld­re­form.de gibt es auch ein in­ter­es­san­tes In­ter­view mit der Au­to­rin zum nach­hö­ren.
  • Hel­mut Creutz -​ Das Geld-​Syn­drom / We­ge zu ei­ner kri­sen­frei­en Markt­wirt­schaft -​ In über 600 Sei­ten wer­den so ziem­lich al­le Fra­gen zum The­ma Geld ge­klärt. Hel­mut Creutz steckt schon seit ei­ni­gen Jah­ren viel Ener­gie ins Er­klä­ren un­se­res schäd­li­chen Geld­sys­tems („Un­ser Geld zer­stört die Welt“) und in die Auf­klä­rung der Öf­fent­lich­keit über Al­ter­na­ti­ven. Sehr le­sens­wert sind auch sei­ne Ge­dan­ken zur „Schul­den­brem­se“.
  • John S. Cooper -​ Ze­ro (2010) Fi­nanz­kri­se und ei­ne um­lauf­ge­si­cher­te On­li­ne-​Wäh­rung als Stoff für ei­nen Thril­ler. Si­cher kein Ti­tel, der wie Hux­leys Schö­ne neue Welt nach über 70 Jah­ren noch vie­le Le­ser be­geis­tern wird, aber hoch­ak­tu­ell und mit ei­ner durch­aus über­ra­schen­den Wen­dung. Nach In­ter­net-​In­for­ma­tio­nen ist der Men­sch hin­ter Cooper ein Deut­scher (und das Buch da­mit im Ori­gi­nal auf Deutsch).

Filme

  • Erwin Wagenhofer - Let’s make MONEY Ein er­schüt­tern­der Film mit schö­nen Bil­dern zu den Fehl­ent­wick­lun­gen des welt­wei­ten Fi­nanz­sys­tems - der so­gar 2010 im Fern­se­hen (ARD) ge­zeigt wur­de.

Musik

  • Bob Marley - Rat Race „It’s a disgrace to see the human race in this rat race“ (Es ist eine Schan­de, die Mensch­heit in die­sem „Rat­ten-Ren­nen“ zu se­hen!)
  • John But­ler Trio - Re­vo­lu­tion „All kicking and scrounging for the very first place / dictio­nary de­fi­ni­tion of a rat ra­ce“ (Al­le tre­ten und klau­en um Er­ster zu wer­den / das ist ein „Rat­ten-Ren­nen“, wie es im Wör­ter­buch steht)
  • Michael Jack­son - Money „You say you wouldn’t do it for all the mo­ney in the world? I don’t think so.“ (Nicht für al­les Geld der Welt? Das glau­be ich nicht.)
  • Tim Beam - The Ghost of my Mo­ney Ein Vi­deo zum The­ma mit Bil­dern aus dem lei­der nicht all­zu er­gie­bi­gen Film „Der Geist des Gel­des“.
  • Die To­ten Ho­sen -​ Geld Ein simp­les, sehr frü­hes Lied der Ho­sen. „Wo­hin brin­ge ich das Geld? Es gibt kei­nen Ort der mir ge­fäll­t“ wird da­rin viel­fach wie­der­holt. Mei­ne Ant­wort auf die Fra­ge ist: GLS (da­mit nicht wei­ter über die Spar­kas­se Leu­te mit mei­nem Geld zu Konsum­kre­di­ten ver­lei­tet wer­den).
  • Sport­freun­de Stil­ler -​ Mo­ney Mark „Was du an­fasst wird zu Gold... doch be­vor ich so bin wie du, bin ich lie­ber zwei­ter Sie­ger!“

Wer nicht nur Deutsch, sondern auch Eng­lisch ver­steht, kann auf der eng­li­schen Ver­sion die­ser Sei­te teil­wei­se an­de­re Zi­ta­te und wei­te­re in­te­res­san­te Ver­wei­se fin­den.

Zitate

„Nicht je­de Wirt­schafts­kri­se hat in der Ver­gan­gen­heit in ei­nen Krieg ge­führt, aber je­der Krieg hat mit ei­ner Wirt­schafts­kri­se be­gon­nen.“
Arzt und Frie­dens­ak­ti­vist Car­los Pa­zos in tele­po­lis (17.10.2010)

Der Kampf geht wei­ter

[...]

Wie­viel lie­gen in der Son­ne und be­trü­gen die Welt?
Fah­ren dicke Au­tos von un­se­rem Geld?
Nen­nen uns ih­re Skla­ven nach ih­rem Ge­setz?

Re­frain:
Wer das Geld hat, hat die Macht und wer die Macht hat, hat das Recht!

(Ton Stei­ne Scher­ben, 1971)
[wei­ter]
„Das reich­ste Zehn­tel der Be­völ­ke­rung be­sitzt be­reits 61% des Ver­mö­gens. Die­ses Ver­mö­gen ist ge­ret­tet wor­den, in der Fi­nanz­kri­se.“
Ul­ri­ke Herr­mann, Au­to­rin von „Hur­ra wir dür­fen zah­len! Der Selbst­be­trug der Mit­tel­schicht“, im Funk­haus-​Eu­ro­pa-​In­ter­view (13.09.2010)
„Wie lan­ge kön­nen wir uns die Rei­chen noch leisten?“
„Ka­pi­tel­über­schrift“ im Film Let’s ma­ke MO­NEY (2008)
„Von al­len Ur­sa­chen des Nie­der­gangs von Na­tio­nen ist ei­ne der wich­tig­sten die Ent­wer­tung des Gel­des, die oh­ne Ge­walt­tä­tig­keit und auf ver­bor­ge­nen We­gen die Staa­ten in den Ab­grund führt.“
Ni­ko­laus Ko­per­ni­kus, 1473 - 1543 (so zi­tiert in Un­ser Geld zer­stört die Welt)
„Oh­ne wirt­schaft­li­che Grund­la­ge gibt es kei­ne Frei­heit.“
Mar­grit Ken­ne­dy, Geld oh­ne Zin­sen und In­fla­tion (S. 102)
„Es wird eine Zeit kom­men, da unsere Nach­kom­men sich wun­dern wer­den, dass wir so of­fen­ba­re Din­ge nicht ge­wußt ha­ben.“
Lucius Annaeus Seneca, ca. 1 - 65 n. Chr.
„Wo­hin soll das gan­ze Geld, wenn Staat, Land und Kom­mu­nen an­fan­gen, ih­re Schul­den zu­rück­zu­zah­len?“
Vla­do Pla­ga beim Tref­fen der Dort­mun­der Grü­nen-​Ar­beits­ge­mein­schaft „Bun­des­po­li­ti­k“ zum The­ma „Spar­pa­ket“ (15.09.2010)
„Wenn man über Geld re­det, dann re­det man über das fik­tio­na­le Geld, Geld ist ei­ne Fik­tion ge­wor­den. Das rea­le Geld, das je­mand ver­dient für rea­le Ar­beit, wie die Stra­ße zu rei­ni­gen, das ist so we­nig, das lässt sich da­zu gar nicht mehr ins Ver­hält­nis set­zen.“
Kristian Smeds im taz-​Ge­spräch

Begriffe

Geld

Bei nä­he­rer Be­trach­tung ist es über­haupt nicht so klar, was über­haupt Geld ist und was nicht. Für das Ver­ständ­nis ei­ner Geld­re­form mit Um­lauf­si­che­rungs­ge­bühr (al­so „Frei­geld“ nach Ge­sell) ist es hilf­rei­ch, grund­sätz­lich zwi­schen Geld auf der ei­nen und Gut­ha­ben auf der an­de­ren Sei­te zu un­ter­schei­den, wie Hel­mut Creutz es stets be­tont. Es sind im­mer Gut­ha­ben, die spie­gel­bild­lich gen­au­so ho­hen Schul­den ge­gen­über­ste­hen. Schul­den kön­nen über­haupt nur ab­ge­baut wer­den, wenn ent­we­der wo­an­ders Schul­den auf­ge­baut, oder Gut­ha­ben ver­rin­gert wer­den. So­lan­ge die Gut­ha­ben durch po­si­ti­ve Zin­sen ex­po­nen­ti­ell wach­sen, müs­sen die Schul­den das auch tun! Das wä­re an sich nicht un­be­dingt pro­ble­ma­tisch, wüch­sen da­mit nicht zwangs­läu­fig auch die Zins­zah­lun­gen ent­spre­chend.

Geld­schöp­fung

Viel­fach, so auch in den auf die­ser Sei­te von mir emp­foh­le­nen Fil­men Mo­ney as Debt, Wie funk­tio­niert Geld und Die Welt plus 5%, wird be­haup­tet, die Ban­ken wür­den Geld aus dem Nichts schöp­fen. Dies ent­spricht si­cher­lich nicht der Rea­­li­tät. Dass es in den Fil­men so dar­ge­stellt wird, hängt wahr­schein­lich zu­min­dest teil­wei­se da­mit zu­sam­men, dass sie nicht or­dent­lich zwi­schen Geld und Gut­ha­ben un­ter­schei­den. Wenn Ban­ken ei­nen Kre­dit zu 10% mit Ei­gen­ka­pi­tal si­chern müs­sen, schaf­fen sie nicht $100 aus $10 Ein­la­gen, son­dern sie kön­nen von $100 Ein­la­gen nur $90 wei­ter­ver­lei­hen. Es lohnt sich mei­ner Mei­nung nach aber gar nicht, sich aus­führ­lich mit Fra­gen der Geld­schöp­fung zu be­schäf­ti­gen, wo doch die Um­ver­tei­lung durch den Zins so mas­siv und gleich­zei­tig so klar und un­wi­der­leg­bar statt­fin­det, oh­ne dass es den mei­sten Men­schen über­haupt be­wusst wä­re. Das im­mer­hin ver­an­schau­li­chen die ge­nann­ten Fil­me sehr schön.

Be­din­gungs­lo­ses Grund­ein­kom­men

Das Kon­zept des be­din­gungs­lo­sen Grund­ein­kom­mens ist mir seit 2004 ver­traut und ich bin seit­dem zu­neh­mend da­von über­zeugt, dass wir ein be­din­gungs­lo­ses Gr­und­ein­kom­men brau­chen: in un­se­rer ex­trem ar­beits­tei­li­gen Ge­sell­schaft be­nö­tigt je­der Men­sch Geld zum Über­le­ben. Statt des (kaum ir­gend­wo ver­wirk­lich­ten) Rechts auf Ar­beit (Ar­ti­kel 23) soll­ten die Men­schen­rech­te al­so das Recht auf Ein­kom­men ent­hal­ten!
Al­ler­dings ist, auch un­ter Frei­wir­ten (wie die An­hän­ger von Ge­sells Idee ge­nannt wer­den), die An­sicht sehr ver­brei­tet, die mei­sten Men­schen wür­den nichts Wert­vol­les lei­sten, wenn sie schon durch ein Gr­und­ein­kom­men ma­te­ri­ell ab­ge­si­chert wä­ren. Des­we­gen möch­ten ei­ni­ge Frei­wir­te so­gar ver­mei­den, für die Rück­ver­tei­lung der ein­ge­nom­me­nen Um­lauf­si­che­rungs­ge­bühr den Be­griff „Gr­und­ein­kom­men“ zu ver­wen­den, ob­wohl ge­ra­de die­ser Be­griff mei­ner Mei­nung nach ei­ne gu­te Brücke zwi­schen bei­den Grup­pen dar­stellt. Je­den­falls ist ein funk­tio­nie­ren­des Geld­sys­tem ei­ne zwin­gen­de Vor­aus­set­zung für ein funk­tio­nie­ren­des Gr­und­ein­kom­men und des­we­gen will ich al­le Gr­und­ein­kom­mens­be­für­wor­ter auf­for­dern, auch Frei­wir­te zu wer­den!

Ei­ne um­fang­rei­che Text- und Ver­weis­samm­lung ver­gleich­bar mit sei­ner oben vor­ge­stell­ten Platt­form geld­re­form.de bie­tet Wolf­gang Ro­eh­rig un­ter ar­chiv-​gr­und­ein­kom­men.de an. Das ab­schlie­ßen­de Bild ist von der Ber­li­ner Pi­ra­ten­par­tei:

Ihr Browser ist zu alt! Mit Version 9 (2011) kann auch der Internet Explorer endlich, was alle anderen Browser wie Firefox, Opera oder Safari schon seit Jahren können: SVG darstellen.
Grundeinkommen-Piktogram der Berliner Piratenpartei

Ak­tu­el­le Si­tua­tion und Aus­blick (Dezember 2011)

Die Leserbriefe der Version vom August 2011 sind in der September-Version archiviert.

Die ge­gen­wär­ti­ge Fi­nan­z­ord­nung ist am En­de und das En­de wird von Wo­che zu Wo­che deut­li­cher ab­seh­bar. Sehr schön ver­an­schau­licht das, ne­ben Spa­ni­en („Die Em­pör­ten“), den ara­bi­schen Län­dern (di­ver­se Re­vo­lutio­nen), Lon­don (Auf­stände), New York und an­de­ren (Occupy) auch die Ent­wick­lung in Is­rael:

So­zi­al­pro­tes­te in Is­rael - 300.000 ge­gen die Rei­chen Pro­tes­te in Is­rael - Das Ad­rena­lin der Be­we­gung

Als End­ziel hat sich die jun­ge An­füh­re­rin viel vor­ge­nom­men. „Wir wol­len das Wirt­schafts­sys­tem in Is­rael von Grund auf än­dern. Aus ei­ner ge­spal­te­nen Ge­sell­schaft schaf­fen wir ei­ne ge­ein­te.“

Das En­de un­se­res heu­ti­gen Fi­nanz­sys­tems ist nicht das En­de der Welt. Im Ge­gen­teil, durch ei­nen Über­gang zur Frei­wirt­schaft sind, beim heu­ti­gen Stand der Tech­nik, für die Zu­kunft Wohl­stand und da­mit Frie­de in der Welt zu er­war­ten. Er­füll­te, loh­nen­de Ar­beit für al­le und gleich­zei­tig viel frei ver­füg­ba­re Zeit wer­den die Fol­ge sein, wenn nicht mehr die kurz­fris­ti­ge Ren­di­te im Vor­der­grund steht und wenn die Früch­te der Ar­beit, in Geld aus­ge­drückt, die Ten­denz ha­ben wer­den, sich gleich­mä­ßig zu ver­tei­len, an­statt sich qua­si selbst­stän­dig bei We­ni­gen zu kon­zen­trie­ren. Oder wie Sil­vio Ge­sell es schon 1918 im Vor­wort zur 3. Auf­la­ge sei­nes Bu­ches schrieb: „Die Na­tür­li­che Wirt­schafts­ord­nung wird auch tech­nisch der heu­ti­gen und der kom­mu­nis­ti­schen weit über­le­gen sein.“

Vlado Plaga, Dezember 2011