„Warum ist kein Geld mehr da?“
Inhalt: Einleitung - Das Grundproblem: stets positive Zinsen - Folge: Andauernde Umverteilung von Arm zu Reich - Lösungen! - Begriffe „Geld“ und „Grundeinkommen“ - Weitere Verweise - Zitate - Aktuelles und Ausblick„Die Angst vor einer Zukunft,
die wir fürchten, können wir nur
überwinden durch Bilder einer
Zukunft, die wir wollen.“
Wilhelm Ernst Barkhoff,
Initiator der GLS-Bank
Einleitung
Warum ist eigentlich „kein Geld mehr da“? Als ich etwa mit 15, also 1995, meine erste Brille bekam, wurde diese noch komplett von der Krankenkasse bezahlt. Ein paar Jahre später zahlte die Kasse erst nur noch die Gläser, schließlich gar nichts mehr. 2005 führte die rot-grüne Landesregierung in meinem Bundesland (NRW) Studiengebühren ein. 2009 musste ich außerdem erleben, dass „meine“ Stadt, wie so viele in der Region, ein so hohes Haushaltsdefizit hatte, dass alle „freiwilligen“ Ausgaben durch die Bezirksregierung gestrichen wurden. Dies sind nur drei Beispiele für die allgemeine Tendenz in Deutschland, den ärmeren Menschen immer weniger zum Leben zu lassen. Im Jahr 2010 fand ich endlich überzeugende Antworten darauf, warum wir eine Verschlechterung unserer Lebensbedingungen beobachten, obwohl Rechner und Roboter nun so viel Arbeit für uns erledigen, obwohl Deutschland im Verhältnis zu anderen Staaten viel besser dasteht („Exportweltmeister“ von 2003 bis 2008) und obwohl wir Jahrzehnte ohne Krieg und Zerstörung erlebt haben. Politiker und Kommentatoren machen gerne die „Globalisierung“ und den „demographischen Wandel“ für die Verschlechterungen verantwortlich, aber beides überzeugt mich nicht. Stattdessen halte ich jetzt unser Geldsystem für verantwortlich.
Im Jahr 2012 setzt sich die Entwicklung fort: während einige Unternehmen und damit vor allem die dahinterstehenden (reichen) Aktionäre gigantische Gewinne verbuchen, sinken die verfügbaren Einkommen der „unteren“ 80% der Bevölkerung weltweit, sei es durch Steuer- und Abgabenerhöhungen, inflationäre und spekulative Preissteigerungen, oder durch direkte Kürzungen. Ein Grundfehler des Geldsystems kann mit zunehmendem „Alter“ unserer Volkswirtschaften immer schlechter durch Steuern und Sozialleistungen kompensiert werden:
Grundproblem: stets positive Zinsen
„Die Spirale, die sich aus Schulden und Zinszahlungen immer höher schraubt, bedroht das Fundament unserer Gesellschaft. Mit ein paar halbherzigen Reformen ist es da nicht getan. [...] Vor dem Zinsen-Problem jedoch verschließen Ökonomen und Politiker die Augen. Dabei sind Zinseszinsen für eine funktionierende Währung nicht einmal notwendig.“
Marco Meng, Ein Schneeballsystem, in Die Gazette Nr. 32, Winter 2011/2012
Da unser Geld nicht „rostet“, stellen diejenigen mit viel Geld und (momentan) wenig Bedarf es nur dann für Handel und Investitionen zur Verfügung, wenn sie dafür belohnt werden. Diese Belohnung müsse etwa vier bis fünf Prozent im Jahr betragen, ermittelte Silvio Gesell.
100 € zu verschiedenen Zinssätzen „angelegt“ (oder geliehen) | ||||||
1,00% | 2,00% | 3,00% | 5,00% | 7,00% | 10,00% | |
---|---|---|---|---|---|---|
10 Jahre | 110,46 | 121,90 | 134,39 | 162,89 | 196,72 | 259,37 |
20 Jahre | 122,02 | 148,59 | 180,61 | 265,33 | 386,97 | 672,75 |
30 Jahre | 134,78 | 181,14 | 242,73 | 432,19 | 761,23 | 1744,94 |
40 Jahre | 148,89 | 220,80 | 326,20 | 704,00 | 1497,45 | 4525,93 |
50 Jahre | 164,46 | 269,16 | 438,39 | 1146,74 | 2945,70 | 11739,09 |
60 Jahre | 181,67 | 328,10 | 589,16 | 1867,92 | 5794,64 | 30448,16 |
70 Jahre | 200,68 | 399,96 | 791,78 | 3042,64 | 11398,94 | 78974,70 |
80 Jahre | 221,67 | 487,54 | 1064,09 | 4956,14 | 22423,44 | 204840,02 |
90 Jahre | 244,86 | 594,31 | 1430,05 | 8073,04 | 44110,30 | 531302,26 |
100 Jahre | 270,48 | 724,46 | 1921,86 | 13150,13 | 86771,63 | 1378061,23 |
Verdopplung: | < 70 J | < 36 J | < 24 J | < 15 J | < 11 J | < 8 J |
Folge: Andauernde Umverteilung von Arm zu Reich
Meine Umverteilungs- Rechner erlaubt eigene Experimente mit verschiedenen Werten für Vermögen und Zinsen!
Lösungen!
Das Geld braucht den Staat; ohne Staat lässt sich kein Geld denken; ja, man kann sagen, mit der Einführung des Geldes beginnt die Gründung des Staates.
Silvio Gesell in Die natürliche Wirtschaftsordnung (S. 149)
Mit dem Zitat will ich deutlich machen, dass wir das momentan existierende (bzw. von der EZB herausgegebene) Geld nicht als naturgegeben hinnehmen müssen. Tatsächlich ist es nur eine Vereinbarung zwischen Menschen, die gekündigt oder geändert werden kann.
Im Jahr 2012 wäre Silvio Gesell 150 Jahre alt geworden. Als sein Hauptwerk gilt heute Die natürliche Wirtschaftsordnung (1916), aus dem obiges Zitat stammt. Für die danach benannte Initiative Natürliche Wirtschaftsordnung hat Klaus Willemsen einen Kommentar zum überwiegend positiven Medienecho anlässlich des Jubiläums verfasst. Gesell wollte, neben einer Reform der Landrechte, dem Geld seinen Vorteil gegenüber den allermeisten Gütern nehmen, indem es mit einer Umlaufsicherungsgebühr belastet wird.
Hätte das Geld in Deutschland eine wirksame Umlaufsicherung, gäbe es die oben dargestellte Umverteilung von Arm zu Reich nicht mehr, sondern stattdessen eine leichte Umverteilung von denen, die viel Bargeld bereithalten, zu denen, die ihr mit weniger Geld leben. Mit meinem Freigeld-Rechner kann jeder selbst die Auswirkungen unterschiedlich hoher Umlaufsicherungs-Gebühren durchspielen!
Basierend auf Silvio Gesells Ideen („on the shoulders of giants“) habe ich das Konzept eines Online-Martplatzes mit eigener, umlaufgesicherter Währung entwickelt: freimarkt.org
Ich hoffe, so bald wie möglich den Betrieb aufnehmen zu können - oder dass jemand anderes dieses oder ein ähnliches Konzept übernimmt.
Wenn „das“ Geld zu schwierig zu bekommen wird, werden die Alternativen wieder attraktiver (besonders für die Erwerbsarbeitslosen): sie können an einem lokalen Tauschring teilnehmen und (wenn günstiges Land verfügbar ist) ihr eigenes Gemüse anbauen.
Weitere Verweise
Online-Ressourcen (darunter Zeitungsartikel)
- INWO - Initiative für natürliche Wirtschaftsordnung, eine laufend aktualisierte Sammlung von Artikeln, Verweisen und Veranstaltungshinweisen zum Thema (besseres) Geld. Seit 2010 bin ich INWO-Mitglied und beziehe somit auch die Vereinszeitung FAIRCONOMY, in der aktuelle Bezüge zur Natürlichen Wirtschaftsordnung behandelt werden - „Für eine Welt mit Zukunft“.
- Wo ist unser Geld? - ein kurzer Fragebogen der INWO, in dem man das eigene Wissen um Finanzzusammenhänge testen und erweitern kann.
- Die Natürliche Wirtschaftsordnung - Eine fundierte und umfassende Darstellung der Gesellschen Freiwirtschaft, wobei auch aktuelle Themen wie die Occupy-Bewegung aufgegriffen werden.
- geldreform.de - Ein seit 1997 gepflegtes und aktualisiertes umfangreiches Online-Archiv mit Materialien zur Geld-, Zins- und Schuldenproblematik.
- Stephan Schulmeister - Das neue Einmaleins Eine lesenswerte systemische und historische Betrachtung der Staatsfinanzen (derFreitag, 04.11.2010).
- Wolfgang Uchatius - Kapitalismus: Wir könnten auch anders Interessante Überlegungen in einer großen Qualitätszeitung (Die Zeit, 20.05.2009).
- Wolfgang Uchatius - Das Wunder von Wörgl Eine sehr lesenswerte Beschreibung dieses historischen, dringend zu wiederholenden Experiments mit Freigeld (Die Zeit, 22.12.2010).
- Warum überall Geld fehlt - „Gib mir die Welt plus 5 Prozent“ veranschaulicht in Märchenform, wie Geld zunächst die Arbeitsteilung extrem vereinfacht, um dann durch das stetige Zahlen von Zinsen letztlich zur Spaltung der Gesellschaft in wenige Superreiche und viele Arme zu führen. Der Film basiert auf dem Text The Earth Plus 5%, vom Australier Larry Hannigan 1971 geschrieben. Geldschöpfungshinweis!
- 10-Punkte-Plan zur Eroberung eines Planeten oder „Wie funktioniert Geld?“ - ein 15-minütiger Animationsfilm von Max von Bock mit besonders schöner Erklärung von Inflation und Deflation (welche im Extremfall beide zum Zusammenbruch der Wirtschaft führen). Geldschöpfungshinweis!
- Money as Debt (Geld als Schuld) ist ein spannender Animationsfilm zu Geldgeschichte, -schöpfung und -verbesserungsmöglichkeiten. Geldschöpfungshinweis! Unter „Translated Versions Online“ findet man unter anderem Verweise zu einer kostenlos herunterladbaren Fassung mit deutschen Untertiteln. Auf der Netzpräsenz findet sich auch eine reichhaltige (englische) Zitatsammlung rund um Geld und Freiheit.
- Marc-Uwe Kling - Hirngespinste, ein kurzer (2:08 Minuten), frecher Audio-Beitrag zum Thema „Schulden“ von Radio Fritz aus Berlin.
- Regiogeld e.V.: Ein Verband von Regionalgeld-Initiativen mit „Maßnahmen, die Menge und die Umlaufgeschwindigkeit des Regiogelds zu ermitteln und zu steuern“, letztlich also der von Gesell geforderten Umlaufsicherung. Vielleicht gibt es schon ein nachhaltiges Regionalgeld in Ihrer Nähe?
- Humane Wirtschaft ist der Titel einer Zeitschrift und eines Blogs, die einen Schwerpunkt darauf legen, die großartigen Möglichkeiten einer anderen, einer natürlichen Wirtschaftsordnung aufzuzeigen.
- Ovolos (ΟΒΟΛΟΣ) ist ein griechischer Online-Marktplatz mit eigener Währung. Leider kann ich überhaupt kein Griechisch und muss außerdem davon ausgehen, dass eine Umlaufsicherungsgebühr (noch) fehlt - aber ein Anfang ist gemacht. Welt online berichtete am 22. August darüber.
- Cyclos könnte schon in etwa das bereitstellen, was mein Freimarkt werden soll: ein Internet-Marktplatz mit eigener, (bei Cyclos optional) umlaufgesicherter Währung. Zahlreiche Instanzen, meist allerdings klein, nicht frei zugänglich und regional begrenzt, gibt es bereits.
- Die Netto-Privat-Vermögensuhr ist ein Spiegelbild der bekannten (Staats-)Schuldenuhr des Bundes der Steuerzahler.
- inequality.org (englisch) veranschaulicht die extreme Ungleichheit in den USA sowohl was Vermögen, aber damit verbunden auch Einkommen, angeht.
- Georg Schramm hielt 2011 bei einer Occupy-Demo in Frankfurt in seiner Rolle als zorniger Rentner Dombrowski eine starke Rede zur ungleichen Vermögensverteilung und zu historischen Lösungen. Etwas hinter die Rolle ließ er 2012 bei der Entgegennahme des Erich-Fromm-Preises blicken - ebenfalls sehenswert.
Mammons Sturz!
Der Götze Mammon sitzt seit alten TagenIn seines Tempels labyrinth’schem Raum;
Für ihn allein muß sich die Menschheit plagen,
Um ihn bewegt sich ihres Glückes Traum.
Wer seine Gunst im Leben hat errungen,
Dem ist der Weg zu Macht und Ehren frei,
Dem wird des Lebens hohes Lied gesungen,
Den drückt nicht mehr des Alltags Tyrannei.
Es dienen ihm die Mächtigen der Erde,
Es frohnet ihm der Arbeit bleiche Schar,
Es opfert ihm die Menschheit - die betörte
Ihr Heiligstes auf seinem Hochaltar.
Es blähet sich der Götze mit Behagen,
Er wächst - er schwillt - er dehnt sich schlangengleich
Stets größer wird sein nimmersatter Magen,
Er frisst das Volk - den Staat - das ganze Reich.
Bücher
- Margrit Kennedy - Occupy Money (Ende 2011) ist die ideale Einstiegslektüre zur ernsthaften Beschäftigung mit unserem Geldsystem.
- Margrit Kennedy - Geld ohne Zinsen und Inflation ist ein guter, kompakter Einstieg in die Thematik, mit Grafiken von Helmut Creutz. Zwar ist das Buch schon etwas älter, dafür steht es aber kostenlos online zur verfügung und es wurde bereits in viele Sprachen übersetzt. Bei geldreform.de gibt es auch ein interessantes Interview mit der Autorin zum nachhören.
- Helmut Creutz - Das Geld-Syndrom / Wege zu einer krisenfreien Marktwirtschaft - In über 600 Seiten werden so ziemlich alle Fragen zum Thema Geld geklärt. Helmut Creutz steckt schon seit einigen Jahren viel Energie ins Erklären unseres schädlichen Geldsystems („Unser Geld zerstört die Welt“) und in die Aufklärung der Öffentlichkeit über Alternativen. Sehr lesenswert sind auch seine Gedanken zur „Schuldenbremse“.
- John S. Cooper - Zero (2010) Finanzkrise und eine umlaufgesicherte Online-Währung als Stoff für einen Thriller. Sicher kein Titel, der wie Huxleys Schöne neue Welt nach über 70 Jahren noch viele Leser begeistern wird, aber hochaktuell und mit einer durchaus überraschenden Wendung. Nach Internet-Informationen ist der Mensch hinter Cooper ein Deutscher (und das Buch damit im Original auf Deutsch).
Filme
- Erwin Wagenhofer - Let’s make MONEY Ein erschütternder Film mit schönen Bildern zu den Fehlentwicklungen des weltweiten Finanzsystems - der sogar 2010 im Fernsehen (ARD) gezeigt wurde.
Musik
- Bob Marley - Rat Race „It’s a disgrace to see the human race in this rat race“ (Es ist eine Schande, die Menschheit in diesem „Ratten-Rennen“ zu sehen!)
- John Butler Trio - Revolution „All kicking and scrounging for the very first place / dictionary definition of a rat race“ (Alle treten und klauen um Erster zu werden / das ist ein „Ratten-Rennen“, wie es im Wörterbuch steht)
- Michael Jackson - Money „You say you wouldn’t do it for all the money in the world? I don’t think so.“ (Nicht für alles Geld der Welt? Das glaube ich nicht.)
- Tim Beam - The Ghost of my Money Ein Video zum Thema mit Bildern aus dem leider nicht allzu ergiebigen Film „Der Geist des Geldes“.
- Die Toten Hosen - Geld Ein simples, sehr frühes Lied der Hosen. „Wohin bringe ich das Geld? Es gibt keinen Ort der mir gefällt“ wird darin vielfach wiederholt. Meine Antwort auf die Frage ist: GLS (damit nicht weiter über die Sparkasse Leute mit meinem Geld zu Konsumkrediten verleitet werden).
- Sportfreunde Stiller - Money Mark „Was du anfasst wird zu Gold... doch bevor ich so bin wie du, bin ich lieber zweiter Sieger!“
Wer nicht nur Deutsch, sondern auch Englisch versteht, kann auf der englischen Version dieser Seite teilweise andere Zitate und weitere interessante Verweise finden.
Zitate
„Nicht jede Wirtschaftskrise hat in der Vergangenheit in einen Krieg geführt, aber jeder Krieg hat mit einer Wirtschaftskrise begonnen.“
Arzt und Friedensaktivist Carlos Pazos in telepolis (17.10.2010)
Der Kampf geht weiter
[...]Wieviel liegen in der Sonne und betrügen die Welt?
Fahren dicke Autos von unserem Geld?
Nennen uns ihre Sklaven nach ihrem Gesetz?
Refrain:
Wer das Geld hat, hat die Macht und wer die Macht hat, hat das Recht!
„Das reichste Zehntel der Bevölkerung besitzt bereits 61% des Vermögens. Dieses Vermögen ist gerettet worden, in der Finanzkrise.“
Ulrike Herrmann, Autorin von „Hurra wir dürfen zahlen! Der Selbstbetrug der Mittelschicht“, im Funkhaus-Europa-Interview (13.09.2010)
„Wie lange können wir uns die Reichen noch leisten?“
„Kapitelüberschrift“ im Film Let’s make MONEY (2008)
„Von allen Ursachen des Niedergangs von Nationen ist eine der wichtigsten die Entwertung des Geldes, die ohne Gewalttätigkeit und auf verborgenen Wegen die Staaten in den Abgrund führt.“
Nikolaus Kopernikus, 1473 - 1543 (so zitiert in Unser Geld zerstört die Welt)
„Ohne wirtschaftliche Grundlage gibt es keine Freiheit.“
Margrit Kennedy, Geld ohne Zinsen und Inflation (S. 102)
„Es wird eine Zeit kommen, da unsere Nachkommen sich wundern werden, dass wir so offenbare Dinge nicht gewußt haben.“
Lucius Annaeus Seneca, ca. 1 - 65 n. Chr.
„Wohin soll das ganze Geld, wenn Staat, Land und Kommunen anfangen, ihre Schulden zurückzuzahlen?“
Vlado Plaga beim Treffen der Dortmunder Grünen-Arbeitsgemeinschaft „Bundespolitik“ zum Thema „Sparpaket“ (15.09.2010)
„Wenn man über Geld redet, dann redet man über das fiktionale Geld, Geld ist eine Fiktion geworden. Das reale Geld, das jemand verdient für reale Arbeit, wie die Straße zu reinigen, das ist so wenig, das lässt sich dazu gar nicht mehr ins Verhältnis setzen.“
Kristian Smeds im taz-Gespräch
Begriffe
Geld
Bei näherer Betrachtung ist es überhaupt nicht so klar, was überhaupt Geld ist und was nicht. Für das Verständnis einer Geldreform mit Umlaufsicherungsgebühr (also „Freigeld“ nach Gesell) ist es hilfreich, grundsätzlich zwischen Geld auf der einen und Guthaben auf der anderen Seite zu unterscheiden, wie Helmut Creutz es stets betont. Es sind immer Guthaben, die spiegelbildlich genauso hohen Schulden gegenüberstehen. Schulden können überhaupt nur abgebaut werden, wenn entweder woanders Schulden aufgebaut, oder Guthaben verringert werden. Solange die Guthaben durch positive Zinsen exponentiell wachsen, müssen die Schulden das auch tun! Das wäre an sich nicht unbedingt problematisch, wüchsen damit nicht zwangsläufig auch die Zinszahlungen entsprechend.Geldschöpfung
Vielfach, so auch in den auf dieser Seite von mir empfohlenen Filmen Money as Debt, Wie funktioniert Geld und Die Welt plus 5%, wird behauptet, die Banken würden Geld aus dem Nichts schöpfen. Dies entspricht sicherlich nicht der Realität. Dass es in den Filmen so dargestellt wird, hängt wahrscheinlich zumindest teilweise damit zusammen, dass sie nicht ordentlich zwischen Geld und Guthaben unterscheiden. Wenn Banken einen Kredit zu 10% mit Eigenkapital sichern müssen, schaffen sie nicht $100 aus $10 Einlagen, sondern sie können von $100 Einlagen nur $90 weiterverleihen. Es lohnt sich meiner Meinung nach aber gar nicht, sich ausführlich mit Fragen der Geldschöpfung zu beschäftigen, wo doch die Umverteilung durch den Zins so massiv und gleichzeitig so klar und unwiderlegbar stattfindet, ohne dass es den meisten Menschen überhaupt bewusst wäre. Das immerhin veranschaulichen die genannten Filme sehr schön.Bedingungsloses Grundeinkommen
Das Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens ist mir seit 2004 vertraut und ich bin seitdem
zunehmend davon überzeugt, dass wir ein bedingungsloses
Grundeinkommen brauchen:
in unserer extrem arbeitsteiligen
Gesellschaft benötigt jeder Mensch Geld zum Überleben. Statt des (kaum
irgendwo verwirklichten) Rechts auf Arbeit (Artikel 23) sollten die Menschenrechte
also das Recht auf Einkommen enthalten!
Allerdings ist, auch unter Freiwirten (wie die Anhänger von Gesells
Idee genannt werden), die Ansicht sehr verbreitet, die meisten
Menschen würden nichts Wertvolles leisten, wenn sie schon durch ein
Grundeinkommen materiell abgesichert wären. Deswegen möchten einige
Freiwirte sogar vermeiden, für die Rückverteilung der eingenommenen
Umlaufsicherungsgebühr den Begriff „Grundeinkommen“ zu verwenden,
obwohl gerade dieser Begriff meiner Meinung nach eine gute Brücke
zwischen beiden Gruppen darstellt. Jedenfalls ist ein funktionierendes
Geldsystem eine zwingende Voraussetzung für ein funktionierendes
Grundeinkommen und deswegen will ich alle Grundeinkommensbefürworter
auffordern, auch Freiwirte zu werden!
Eine umfangreiche Text- und Verweissammlung vergleichbar mit seiner oben vorgestellten Plattform geldreform.de bietet Wolfgang Roehrig unter archiv-grundeinkommen.de an. Das abschließende Bild ist von der Berliner Piratenpartei:
Aktuelle Situation und Ausblick (Dezember 2011)
Die Leserbriefe der Version vom August 2011 sind in der September-Version archiviert.
Die gegenwärtige Finanzordnung ist am Ende und das Ende wird von Woche zu Woche deutlicher absehbar. Sehr schön veranschaulicht das, neben Spanien („Die Empörten“), den arabischen Ländern (diverse Revolutionen), London (Aufstände), New York und anderen (Occupy) auch die Entwicklung in Israel:
Sozialproteste in Israel - 300.000 gegen die Reichen Proteste in Israel - Das Adrenalin der Bewegung
Das Ende unseres heutigen Finanzsystems ist nicht das Ende der Welt. Im Gegenteil, durch einen Übergang zur Freiwirtschaft sind, beim heutigen Stand der Technik, für die Zukunft Wohlstand und damit Friede in der Welt zu erwarten. Erfüllte, lohnende Arbeit für alle und gleichzeitig viel frei verfügbare Zeit werden die Folge sein, wenn nicht mehr die kurzfristige Rendite im Vordergrund steht und wenn die Früchte der Arbeit, in Geld ausgedrückt, die Tendenz haben werden, sich gleichmäßig zu verteilen, anstatt sich quasi selbstständig bei Wenigen zu konzentrieren. Oder wie Silvio Gesell es schon 1918 im Vorwort zur 3. Auflage seines Buches schrieb: „Die Natürliche Wirtschaftsordnung wird auch technisch der heutigen und der kommunistischen weit überlegen sein.“
Vlado Plaga, Dezember 2011