„Warum ist kein Geld mehr da?“
Inhalt: Schlagzeilen 2009 / 2010 - Grundproblem 1: Zinsen - Grundproblem 2: Ursprung des Geldes / Verschuldungszwang - Folge: Andauernde Umverteilung von Arm zu Reich - Lösungen! - Weitere Verweise - Zitate - Bedingungsloses GrundeinkommenSchlagzeilen 2009 / 2010
Grundproblem 1: Zinsen
"Das Geld vermehrt sich immer mehr und gleichzeitig die Schulden. Weil jeder Euro, der im Umlauf ist, ist woanders als Schuld vorhanden. (...) D.h. alles Geld ist gleichzeitig Schuld. Und für diese Schuld muß jemand Zinsen zahlen und das ist die breite Masse der Menschen."
Dirk Müller am 08.06.2010 im heute journal (bei INWO gefunden)
100 € zu verschiedenen Zinssätzen „angelegt“ (oder geliehen) | ||||||
1,00% | 2,00% | 3,00% | 5,00% | 7,00% | 10,00% | |
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10 Jahre | 110,46 | 121,90 | 134,39 | 162,89 | 196,72 | 259,37 |
20 Jahre | 122,02 | 148,59 | 180,61 | 265,33 | 386,97 | 672,75 |
30 Jahre | 134,78 | 181,14 | 242,73 | 432,19 | 761,23 | 1744,94 |
40 Jahre | 148,89 | 220,80 | 326,20 | 704,00 | 1497,45 | 4525,93 |
50 Jahre | 164,46 | 269,16 | 438,39 | 1146,74 | 2945,70 | 11739,09 |
60 Jahre | 181,67 | 328,10 | 589,16 | 1867,92 | 5794,64 | 30448,16 |
70 Jahre | 200,68 | 399,96 | 791,78 | 3042,64 | 11398,94 | 78974,70 |
80 Jahre | 221,67 | 487,54 | 1064,09 | 4956,14 | 22423,44 | 204840,02 |
90 Jahre | 244,86 | 594,31 | 1430,05 | 8073,04 | 44110,30 | 531302,26 |
100 Jahre | 270,48 | 724,46 | 1921,86 | 13150,13 | 86771,63 | 1378061,23 |
Verdopplung: | < 70 J | < 36 J | < 24 J | < 15 J | < 11 J | < 8 J |
Grundproblem 2: Ursprung des Geldes / Verschuldungszwang
Der Film Warum überall Geld fehlt - „Gib mir die Welt plus 5 Prozent“, basierend auf dem Text The Earth Plus 5% (vom Australier Larry Hannigan 1971 geschrieben), stellt sehr eindringlich dar, warum Geld erst gut für die meisten Menschen war, im weiteren Verlauf aber breite Massen ins Elend stürzte und damit der Schuldige für die schlimmsten Verbrechen, vor allem also die immer wiederkehrenden Kriege, wurde. Dabei ist es unerheblich, ob man wie in dieser Geschichte finstere Machenschaften am Werke wähnt, oder es einfach als einen unglücklichen Automatismus des Geldes bisheriger Machart ansieht, wie die geschilderten und von uns gerade erlebten Wirkungen des Zinssystems zustandekommen.Das Banken-System haben wir beide gleichermaßen und zu jeder Zeit verachtet. Ich betrachte es als als einen Schandfleck in allen unseren Verfassungen, der, wenn er nicht beseitigt wird, in ihrer Zerstörung enden wird, der schon von Spekulanten ausgenutzt wird und der in seiner Ausbreitung die Vermögen und die Moral unserer Bürger hinwegschwemmt. [...] Und ich glaube ernsthaft, genau wie Sie, dass Banken gefährlicher sind als stehende Armeen; und dass das Prinzip Geld auszugeben und es, „Finanzierung“ genannt, von den Nachkommen bezahlen zu lassen, nichts ist als ein großangelegter Betrug an der Zukunft.
Thomas Jefferson (1743-1826), dritter Präsident der Vereinigten Staaten, in einem Brief über demokratische Regierungstheorie an den Philosophen John Taylor (meine Übersetzung)
Folge: Andauernde Umverteilung von Arm zu Reich
Meine Umverteilungsseite erlaubt eigene Experimente mit verschiedenen Werten für Vermögen und Zinsen!
Lösungen!
Das Geld braucht den Staat; ohne Staat lässt sich kein Geld denken; ja, man kann sagen, mit der Einführung des Geldes beginnt die Gründung des Staates.
Silvio Gesell in Die natürliche Wirtschaftsordnung (S. 149)
Mit dem Zitat will ich deutlich machen, dass wir das momentan existierende (bzw. von der EZB herausgegebene) Geld nicht als naturgegeben hinnehmen müssen. Tatsächlich ist es nur eine Vereinbarung zwischen Menschen, die gekündigt oder geändert werden kann.
Helmut Creutz steckt schon seit einigen Jahren viel Energie ins Erklären unseres schädlichen Geldsystems („Unser Geld zerstört die Welt“) und in die Aufklärung der Öffentlichkeit über Alternativen. Sehr lesenswert sind auch seine Gedanken zur „Schuldenbremse“.
Die von Creutz geforderte Umlaufsicherung des Geldes entspricht genau dem zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Silvio Gesell entwickelten Freigeld. Besonders umfassend hat Gesell sein Konzept im Buch Die natürliche Wirtschaftsordnung dargestellt.
Basierend auf Silvio Gesells Ideen („on the shoulders of giants“) habe ich das Konzept eines Online-Martplatzes mit eigener, umlaufgesicherter Währung entwickelt: freimarkt.org
Ich hoffe, so bald wie möglich den Betrieb aufnehmen zu können - oder dass jemand anderes dieses oder ein ähnliches Konzept übernimmt.
Weitere Verweise
Online-Ressourcen (darunter Zeitungsartikel)
- INWO - Initiative für natürliche Wirtschaftsordnung, eine laufend aktualisierte Sammlung von Artikeln, Verweisen und Veranstaltungshinweisen zum Thema (besseres) Geld.
- Wo ist unser Geld? - ein kurzer Fragebogen der INWO, in dem man das eigene Wissen um Finanzzusammenhänge testen und erweitern kann.
- geldreform.de - Ein seit 1997 gepflegtes und aktualisiertes umfangreiches Online-Archiv mit Materialien zur Geld-, Zins- und Schuldenproblematik.
- Stephan Schulmeister - Das neue Einmaleins Eine lesenswerte systemische und historische Betrachtung der Staatsfinanzen (derFreitag, 04.11.2010).
- Wolfgang Uchatius - Kapitalismus: Wir könnten auch anders Interessante Überlegungen in einer großen Qualitätszeitung (Die Zeit, 20.05.2009).
- 10-Punkte-Plan zur Eroberung eines Planeten oder „Wie funktioniert Geld?“ - ein 15-minütiger Animationsfilm von Max von Bock mit besonders schöner Erklärung von Inflation und Deflation (welche im Extremfall beide zum Zusammenbruch der Wirtschaft führen).
- Money as Debt (Geld als Schuld) ist ein spannender Animationsfilm zu Geldgeschichte, -schöpfung und -verbesserungsmöglichkeiten. Unter „Translated Versions Online“ findet man unter anderem Verweise zu einer kostenlos herunterladbaren Fassung mit deutschen Untertiteln. Auf der Netzpräsenz findet sich auch eine reichhaltige (englische) Zitatsammlung rund um Geld und Freiheit.
Mammons Sturz!
Der Götze Mammon sitzt seit alten TagenIn seines Tempels labyrinth’schem Raum;
Für ihn allein muß sich die Menschheit plagen,
Um ihn bewegt sich ihres Glückes Traum.
Wer seine Gunst im Leben hat errungen,
Dem ist der Weg zu Macht und Ehren frei,
Dem wird des Lebens hohes Lied gesungen,
Den drückt nicht mehr des Alltags Tyrannei.
Es dienen ihm die Mächtigen der Erde,
Es frohnet ihm der Arbeit bleiche Schar,
Es opfert ihm die Menschheit - die betörte
Ihr Heiligstes auf seinem Hochaltar.
Es blähet sich der Götze mit Behagen,
Er wächst - er schwillt - er dehnt sich schlangengleich
Stets größer wird sein nimmersatter Magen,
Er frisst das Volk - den Staat - das ganze Reich.
Bücher
- Margrit Kennedy - Geld ohne Zinsen und Inflation Ein guter, kompakter Einstieg in die Thematik, mit Grafiken von Helmut Creutz. Bei geldreform.de gibt es auch ein interessantes Interview mit der Autorin zum nachhören.
Filme
- Let’s make MONEY Ein erschütternder Film mit schönen Bildern zu den Fehlentwicklungen des weltweiten Finanzsystems - der sogar 2010 im Fernsehen gezeigt wurde.
Musik
- Bob Marley - Rat Race „It’s a disgrace to see the human race in this rat race“ (Es ist eine Schande, die Menschheit in diesem „Ratten-Rennen“ zu sehen!)
- John Butler Trio - Revolution „All kicking and scrounging for the very first place / dictionary definition of a rat race“ (Alle treten und klauen um Erster zu werden / das ist ein „Ratten-Rennen“, wie es im Wörterbuch steht)
- Beatles - Can’t Buy Me Love „I don’t care too much for money...“ (Ich interessiere mich nicht besonders für Geld).
- Michael Jackson - Money „You say you wouldn’t do it for all the money in the world? I don’t think so." (Nicht für alles Geld der Welt? Das glaube ich nicht.)
- Tim Beam - The Ghost of my Money Ein Video zum Thema mit Bildern aus dem leider nicht allzu ergiebigen Film „Der Geist des Geldes“.
Wer nicht nur Deutsch, sondern auch Englisch versteht, kann auf der englischen Version dieser Seite teilweise andere Zitate und weitere interessante Verweise finden.
Zitate
„Nicht jede Wirtschaftskrise hat in der Vergangenheit in einen Krieg geführt, aber jeder Krieg hat mit einer Wirtschaftskrise begonnen.“
Arzt und Friedensaktivist Carlos Pazos in telepolis (17.10.2010)
Der Kampf geht weiter
[...]Wieviel liegen in der Sonne und betrügen die Welt?
Fahren dicke Autos von unserem Geld?
Nennen uns ihre Sklaven nach ihrem Gesetz?
Refrain:
Wer das Geld hat, hat die Macht und wer die Macht hat, hat das Recht!
„Das reichste Zehntel der Bevölkerung besitzt bereits 61% des Vermögens. Dieses Vermögen ist gerettet worden, in der Finanzkrise.“
Ulrike Herrmann, Autorin von „Hurra wir dürfen zahlen! Der Selbstbetrug der Mittelschicht“, im Funkhaus-Europa-Interview (13.09.2010)
„Wie lange können wir uns die Reichen noch leisten?“
„Kapitelüberschrift“ im Film Let’s make MONEY (2008)
„Von allen Ursachen des Niedergangs von Nationen ist eine der wichtigsten die Entwertung des Geldes, die ohne Gewalttätigkeit und auf verborgenen Wegen die Staaten in den Abgrund führt.“
Nikolaus Kopernikus, 1473 - 1543 (so zitiert in Unser Geld zerstört die Welt)
„Ohne wirtschaftliche Grundlage gibt es keine Freiheit.“
Margrit Kennedy, Geld ohne Zinsen und Inflation (S. 102)
„Es wird eine Zeit kommen, da unsere Nachkommen sich wundern werden, dass wir so offenbare Dinge nicht gewußt haben.“
Lucius Annaeus Seneca, ca. 1 - 65 n. Chr.
„Wohin soll das ganze Geld, wenn Staat, Land und Kommunen anfangen, ihre Schulden zurückzuzahlen?“
Vlado Plaga beim Treffen der Dortmunder Grünen-Arbeitsgemeinschaft „Bundespolitik“ zum Thema „Sparpaket“ (15.09.2010)
Bedingungsloses Grundeinkommen
Das Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens ist mir seit 2004 vertraut und ich bin seitdem zunehmend davon überzeugt, dass wir ein bedingungsloses Grundeinkommen brauchen. Verglichen mit den Geldreform-Vorschlägen nach Silvio Gesell scheint mir das bedingungslose Grundeinkommen bekannter zu sein, aber nach meinem derzeitigen Kenntnisstand ist die Geldreform dringender notwendig und außerdem scheint es mir leichter, Leute zu überzeugen, dass sie persönlich bei einer solchen Reform gewinnen würden. Letztlich passen aber beide Themenbereiche sehr gut zusammen, denn sie verfolgen ähnliche Ziele und ergänzen sich hervorragend.Eine umfangreiche Text- und Verweissammlung vergleichbar mit seiner oben vorgestellten Plattform geldreform.de bietet Wolfgang Roehrig unter archiv-grundeinkommen.de an. Das abschließende Bild ist von der Berliner Piratenpartei: