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„Die Angſt vor einer Zukunft, die wir fürchten, können wir nur überwinden durch Bilder einer Zukunft, die wir wollen.“
Wilhelm Ernſt Barkhoff, Initiator der GLS-Bank
Hochmoorlandschaft „Meeuwenven“, bei Nijmegen (Nov. 2011)
Einleitung
Warum iſt eigentlich „kein Geld mehr da“? Als ich etwa mit 15, alſo 1995, meine erſte Brille bekam, wurde dieſe noch komplett von der Krankenkaſſe bezahlt. Ein paar Jahre ſpäter zahlte die Kaſſe erſt nur noch die Gläſer, ſchließlich gar nichts mehr. 2005 führte die rot-grüne Landesregierung in meinem Bundeſland (NRW) Studiengebühren ein. 2009 muſſte ich außerdem erleben, dass „meine“ Stadt, wie ſo viele in der Region, ein ſo hohes Hauſhaltsdefizit hatte, dass alle „freiwilligen“ Ausgaben durch die Bezirksregierung geſtrichen wurden. Dies ſind nur drei Beiſpiele für die allgemeine Tendenz in Deutſchland, den ärmeren Menſchen immer weniger zum Leben zu laſſen. Im Jahr 2010 fand ich endlich überzeugende Antworten darauf, warum wir eine Verſchlechterung unſerer Lebensbedingungen beobachten, obwohl Rechner und Roboter nun ſo viel Arbeit für uns erledigen, obwohl Deutſchland im Verhältnis zu anderen Staaten viel beſſer daſteht („Exportweltmeiſter“ von 2003 bis 2008) und obwohl wir Jahrzehnte ohne Krieg und Zerſtörung erlebt haben. Politiker und Kommentatoren machen gerne die „Globaliſierung“ und den „demographiſchen Wandel“ für die Verſchlechterungen verantwortlich, aber beides überzeugt mich nicht. Stattdeſſen halte ich jetzt unſer Geldſyſtem für verantwortlich.
Im Jahr 2012 ſetzt ſich die Entwicklung fort: während einige Unternehmen und damit vor allem die dahinterſtehenden (reichen) Aktionäre gigantiſche Gewinne verbuchen, ſinken die verfügbaren Einkommen der „unteren“ 80% der Bevölkerung weltweit, ſei es durch Steuer- und Abgabenerhöhungen, inflationäre und ſpekulative Preisſteigerungen, oder durch direkte Kürzungen. Ein Grundfehler des Geldſyſtems kann mit zunehmendem „Alter“ unſerer Volkswirtſchaften immer ſchlechter durch Steuern und Sozialleiſtungen kompenſiert werden:
Grundproblem: ſtets poſitive Zinſen
„Die Spirale, die ſich aus Schulden und Zinszahlungen immer höher ſchraubt, bedroht das Fundament unſerer Geſellſchaft. Mit ein paar halbherzigen Reformen iſt es da nicht getan. [...] Vor dem Zinſen-Problem jedoch verſchließen Ökonomen und Politiker die Augen. Dabei ſind Zinſeszinſen für eine funktionierende Währung nicht einmal notwendig.“ Marco Meng, Ein Schneeballsystem, in Die Gazette Nr. 32, Winter 2011/2012
Da unſer Geld nicht „roſtet“, ſtellen diejenigen mit viel Geld und (momentan) wenig Bedarf es nur dann für Handel und Inveſtitionen zur Verfügung, wenn ſie dafür belohnt werden. Dieſe Belohnung müſſe etwa vier bis fünf Prozent im Jahr betragen, ermittelte Silvio Geſell.
100 € zu verschiedenen Zinssätzen „angelegt“ (oder geliehen)
1,00%
2,00%
3,00%
5,00%
7,00%
10,00%
10 Jahre
110,46
121,90
134,39
162,89
196,72
259,37
20 Jahre
122,02
148,59
180,61
265,33
386,97
672,75
30 Jahre
134,78
181,14
242,73
432,19
761,23
1744,94
40 Jahre
148,89
220,80
326,20
704,00
1497,45
4525,93
50 Jahre
164,46
269,16
438,39
1146,74
2945,70
11739,09
60 Jahre
181,67
328,10
589,16
1867,92
5794,64
30448,16
70 Jahre
200,68
399,96
791,78
3042,64
11398,94
78974,70
80 Jahre
221,67
487,54
1064,09
4956,14
22423,44
204840,02
90 Jahre
244,86
594,31
1430,05
8073,04
44110,30
531302,26
100 Jahre
270,48
724,46
1921,86
13150,13
86771,63
1378061,23
Verdopplung:
< 70 J
< 36 J
< 24 J
< 15 J
< 11 J
< 8 J
Was paſſiert, wenn man eine beſtimmte Summe Geld zu einem beſtimmten Zinsſatz verleiht („anlegt“)? Das Guthaben wächſt, ebenſo wie „auf der anderen Seite“ die Schulden - und zwar beides exponentiell! Hier ein paar mit Tabellenkalkulation erzeugte Wachſtumsbeiſpiele: was paſſiert mit 100€, wenn man ſie über einen beſtimmten Zeitraum zu einem beſtimmten Zinsſatz (ver-)leiht?
Wie man ſieht wären 100 €, „angelegt“ zu vor kurzem noch marktüblichen 5% Zinſen, nach 100 Jahren über 13.000 € geworden. Bei von einigen Inveſtoren und Konzernlenkern erwarteten 10% „Rendite“ wären es gar an die 1,4 Millionen Euro! Der Verdopplungszeitraum (zu ſehen in der letzten Tabellenzeile) beträgt bei 10% Zinſen weniger als 8 Jahre. Wer ſich mit Binärzahlen auſkennt, kennt die Zweierpotenzen auſwendig, weiß alſo was bei mehrfachem Verdoppeln paſſiert: mal 2, mal 4, mal 8, mal 16, mal 32, mal 64, mal 128, mal 256, mal 512, mal 1024 (nach 10 Verdopplungen), ... das Wachſtum „explodiert“ und überſchreitet bald jedes vorſtellbare Maß.
Nach einer Kombination aus verfügbaren Daten, Schätzungen und Berechnungen werden in Deutſchland (ohne ſtaatliche Eingriffe zu berückſichtigen) alleine durch Zinſen jährlich über 250 Milliarden € von den „ärmeren“ 80% der Bevölkerung zu den reichſten 20% umverteilt! Das Hauptargument bei dieſer Berechnung iſt, daß die Zinſen der Vermögenden von jemandem bezahlt werden müſſen und daher anteilig in allen Produktpreiſen enthalten ſind. Schon jetzt beträgt die Zinsquote in den Preiſen demnach durchſchnittlich etwa 35% und wenn ſich die Vermögen das nächſte mal verdoppelt haben (was ohne Umlaufſicherung, Vermögensſteuer oder Zusammenbruch irgendwann paſſieren muſs) wird die Zinsquote auf über 50% angeſtiegen ſein - natürlich nur, falls keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Meine Umverteilungs- Rechner erlaubt eigene Experimente mit verſchiedenen Werten für Vermögen und Zinſen!
Löſungen!
Das Geld braucht den Staat; ohne Staat läſſt ſich kein Geld denken; ja, man kann ſagen, mit der Einführung des Geldes beginnt die Gründung des Staates.
Silvio Geſell in Die natürliche Wirtſchaftsordnung (S. 149)
Mit dem Zitat will ich deutlich machen, daß wir das momentan existierende (bzw. von der EZB herausgegebene) Geld nicht als naturgegeben hinnehmen müssen. Tatsächlich ist es nur eine Vereinbarung zwischen Menschen, die gekündigt oder geändert werden kann.
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Im Jahr 2012 wäre Silvio Geſell 150 Jahre alt geworden. Als ſein Hauptwerk gilt heute Die natürliche Wirtſchaftsordnung (1916), aus dem obiges Zitat ſtammt. Für die danach benannte Initiative Natürliche Wirtſchaftsordnung hat Klaus Willemſen einen Kommentar zum überwiegend poſitiven Medienecho anlässlich des Jubiläums verfasst. Gesell wollte, neben einer Reform der Landrechte, dem Geld seinen Vorteil gegenüber den allermeisten Gütern nehmen, indem es mit einer Umlaufsicherungsgebühr belastet wird.
Hätte das Geld in Deutſchland eine wirkſame Umlaufſicherung, gäbe es die oben dargeſtellte Umverteilung von Arm zu Reich nicht mehr, ſondern ſtattdeſſen eine leichte Umverteilung von denen, die viel Bargeld bereithalten, zu denen, die ihr mit weniger Geld leben. Mit meinem Freigeld-Rechner kann jeder ſelbſt die Auſwirkungen unterſchiedlich hoher Umlaufſicherungs-Gebühren durchſpielen!
Baſierend auf Silvio Geſells Ideen („on the ſhoulders of giants“) habe ich das Konzept eines Online-Martplatzes mit eigener, umlaufgeſicherter Währung entwickelt: freimarkt.org Ich hoffe, ſo bald wie möglich den Betrieb aufnehmen zu können - oder daß jemand anderes dieſes oder ein ähnliches Konzept übernimmt.
Wenn „das“ Geld zu ſchwierig zu bekommen wird, werden die Alternativen wieder attraktiver (beſonders für die Erwerbsarbeitsloſen): ſie können an einem lokalen Tauſchring teilnehmen und (wenn günſtiges Land verfügbar iſt) ihr eigenes Gemüſe anbauen.
Weitere Verweiſe
Online-Reſſourcen (darunter Zeitungsartikel)
INWO - Initiative für natürliche Wirtſchaftsordnung, eine laufend aktualiſierte Sammlung von Artikeln, Verweiſen und Veranſtaltungshinweiſen zum Thema (beſſeres) Geld. Seit 2010 bin ich INWO-Mitglied und beziehe somit auch die Vereinszeitung FAIRCONOMY, in der aktuelle Bezüge zur Natürlichen Wirtschaftsordnung behandelt werden - „Für eine Welt mit Zukunft“.
Wo iſt unſer Geld? - ein kurzer Fragebogen der INWO, in dem man das eigene Wiſſen um Finanzzuſammenhänge testen und erweitern kann.
geldreform.de - Ein ſeit 1997 gepflegtes und aktualiſiertes umfangreiches Online-Archiv mit Materialien zur Geld-, Zins- und Schuldenproblematik.
Wolfgang Uchatius - Das Wunder von Wörgl Eine sehr leſenswerte Beſchreibung dieſes hiſtoriſchen, dringend zu wiederholenden Experiments mit Freigeld (Die Zeit, 22.12.2010).
Warum überall Geld fehlt - „Gib mir die Welt plus 5 Prozent“ veranschaulicht in Märchenform, wie Geld zunächst die Arbeitsteilung extrem vereinfacht, um dann durch das stetige Zahlen von Zinsen letztlich zur Spaltung der Gesellschaft in wenige Superreiche und viele Arme zu führen. Der Film baſiert auf dem Text The Earth Plus 5%, vom Auſtralier Larry Hannigan 1971 geſchrieben. Geldschöpfungshinweis!
10-Punkte-Plan zur Eroberung eines Planeten oder „Wie funktioniert Geld?“ - ein 15-minütiger Animationsfilm von Max von Bock mit beſonders ſchöner Erklärung von Inflation und Deflation (welche im Extremfall beide zum Zuſammenbruch der Wirtſchaft führen). Geldschöpfungshinweis!
Money as Debt (Geld als Schuld) iſt ein ſpannender Animationsfilm zu Geldgeſchichte, -ſchöpfung und -verbeſſerungsmöglichkeiten. Geldschöpfungshinweis! Unter „Translated Versions Online“ findet man unter anderem Verweiſe zu einer koſtenlos herunterladbaren Faſſung mit deutſchen Untertiteln. Auf der Netzpräſenz findet ſich auch eine reichhaltige (engliſche) Zitatſammlung rund um Geld und Freiheit.
Regiogeld e.V.: Ein Verband von Regionalgeld-Initiativen mit „Maßnahmen, die Menge und die Umlaufgeſchwindigkeit des Regiogelds zu ermitteln und zu ſteuern“, letztlich alſo der von Geſell geforderten Umlaufſicherung. Vielleicht gibt es ſchon ein nachhaltiges Regionalgeld in Ihrer Nähe?
Humane Wirtſchaft iſt der Titel einer Zeitſchrift und eines Blogs, die einen Schwerpunkt darauf legen, die großartigen Möglichkeiten einer anderen, einer natürlichen Wirtſchaftsordnung aufzuzeigen.
Ovolos (ΟΒΟΛΟΣ) iſt ein griechiſcher Online-Marktplatz mit eigener Währung. Leider kann ich überhaupt kein Griechiſch und muſs außerdem davon auſgehen, daſs eine Umlaufſicherungſgebühr (noch) fehlt - aber ein Anfang iſt gemacht. Welt online berichtete am 22. Auguſt darüber.
Cyclos könnte ſchon in etwa das bereitſtellen, was mein Freimarkt werden ſoll: ein Internet-Marktplatz mit eigener, (bei Cyclos optional) umlaufgeſicherter Währung. Zahlreiche Inſtanzen, meiſt allerdings klein, nicht frei zugänglich und regional begrenzt, gibt es bereits.
inequality.org (engliſch) veranſchaulicht die extreme Ungleichheit in den USA ſowohl was Vermögen, aber damit verbunden auch Einkommen, angeht.
Georg Schramm hielt 2011 bei einer Occupy-Demo in Frankfurt in ſeiner Rolle als zorniger Rentner Dombrowſki eine ſtarke Rede zur ungleichen Vermögensverteilung und zu hiſtoriſchen Löſungen. Etwas hinter die Rolle ließ er 2012 bei der Entgegennahme des Erich-Fromm-Preiſes blicken - ebenfalls ſehenswert.
Mammons Sturz!
Der Götze Mammon ſitzt ſeit alten Tagen
In ſeines Tempels labyrinth’ſchem Raum;
Für ihn allein muß ſich die Menſchheit plagen,
Um ihn bewegt ſich ihres Glückes Traum.
Wer ſeine Gunſt im Leben hat errungen,
Dem iſt der Weg zu Macht und Ehren frei,
Dem wird des Lebens hohes Lied geſungen,
Den drückt nicht mehr des Alltags Tyrannei.
Es dienen ihm die Mächtigen der Erde,
Es frohnet ihm der Arbeit bleiche Schar,
Es opfert ihm die Menſchheit - die betörte
Ihr Heiligſtes auf ſeinem Hochaltar.
Es blähet ſich der Götze mit Behagen,
Er wächſt - er ſchwillt - er dehnt ſich ſchlangengleich
Stets größer wird ſein nimmerſatter Magen,
Er friſſt das Volk - den Staat - das ganze Reich.
Margrit Kennedy - Occupy Money (Ende 2011) ist die ideale Einstiegslektüre zur ernsthaften Beschäftigung mit unserem Geldsystem.
Margrit Kennedy - Geld ohne Zinſen und Inflation ist ein guter, kompakter Einſtieg in die Thematik, mit Grafiken von Helmut Creutz. Zwar ist das Buch schon etwas älter, dafür steht es aber kostenlos online zur verfügung und es wurde bereits in viele Sprachen übersetzt. Bei geldreform.de gibt es auch ein intereſſantes Interview mit der Autorin zum nachhören.
Helmut Creutz - Das Geld-Syndrom / Wege zu einer kriſenfreien Marktwirtſchaft - In über 600 Seiten werden ſo ziemlich alle Fragen zum Thema Geld geklärt. Helmut Creutz ſteckt ſchon ſeit einigen Jahren viel Energie ins Erklären unſeres ſchädlichen Geldſyſtems („Unſer Geld zerſtört die Welt“) und in die Aufklärung der Öffentlichkeit über Alternativen. Sehr leſenswert ſind auch ſeine Gedanken zur „Schuldenbremſe“.
John S. Cooper - Zero (2010) Finanzkriſe und eine umlaufgeſicherte Online-Währung als Stoff für einen Thriller. Sicher kein Titel, der wie Huxleys Schöne neue Welt nach über 70 Jahren noch viele Leſer begeiſtern wird, aber hochaktuell und mit einer durchaus überraſchenden Wendung. Nach Internet-Informationen iſt der Menſch hinter Cooper ein Deutſcher (und das Buch damit im Original auf Deutſch).
Filme
Erwin Wagenhofer - Let’s make MONEY Ein erſchütternder Film mit ſchönen Bildern zu den Fehlentwicklungen des weltweiten Finanzſyſtems - der ſogar 2010 im Fernſehen (ARD) gezeigt wurde.
Muſik
Bob Marley - Rat Race „It’s a disgrace to see the human race in this rat race“ (Es iſt eine Schande, die Menſchheit in dieſem „Ratten-Rennen“ zu sehen!)
John Butler Trio - Revolution „All kicking and scrounging for the very first place / dictionary definition of a rat race“ (Alle treten und klauen um Erſter zu werden / das iſt ein „Ratten-Rennen“, wie es im Wörterbuch ſteht)
Michael Jackson - Money „You say you wouldn’t do it for all the money in the world? I don’t think so.“ (Nicht für alles Geld der Welt? Das glaube ich nicht.)
Tim Beam - The Ghost of my Money Ein Video zum Thema mit Bildern aus dem leider nicht allzu ergiebigen Film „Der Geiſt des Geldes“.
Die Toten Hosen - Geld Ein simples, sehr frühes Lied der Hosen. „Wohin bringe ich das Geld? Es gibt keinen Ort der mir gefällt“ wird darin vielfach wiederholt. Meine Antwort auf die Frage ist: GLS (damit nicht weiter über die Sparkasse Leute mit meinem Geld zu Konsumkrediten verleitet werden).
Sportfreunde Stiller - Money Mark „Was du anfasst wird zu Gold... doch bevor ich so bin wie du, bin ich lieber zweiter Sieger!“
Wer nicht nur Deutſch, ſondern auch Engliſch verſteht, kann auf der engliſchen Verſion dieſer Seite teilweiſe andere Zitate und weitere intereſſante Verweiſe finden.
Zitate
„Nicht jede Wirtſchaftskriſe hat in der Vergangenheit in einen Krieg geführt, aber jeder Krieg hat mit einer Wirtſchaftskriſe begonnen.“ Arzt und Friedensaktiviſt Carlos Pazos in telepolis (17.10.2010)
Der Kampf geht weiter
[...]
Wieviel liegen in der Sonne und betrügen die Welt?
Fahren dicke Autos von unſerem Geld?
Nennen uns ihre Sklaven nach ihrem Geſetz?
Refrain: Wer das Geld hat, hat die Macht und wer die Macht hat, hat das Recht!
„Das reichſte Zehntel der Bevölkerung beſitzt bereits 61% des Vermögens. Dieſes Vermögen iſt gerettet worden, in der Finanzkriſe.“
Ulrike Herrmann, Autorin von „Hurra wir dürfen zahlen! Der Selbſtbetrug der Mittelſchicht“, im
Funkhaus-Europa-Interview (13.09.2010)
„Wie lange können wir uns die Reichen noch leiſten?“
„Kapitelüberſchrift“ im Film Let’s make MONEY (2008)
„Von allen Urſachen des Niedergangs von Nationen iſt eine der wichtigſten die Entwertung des Geldes, die ohne Gewalttätigkeit und auf verborgenen Wegen die Staaten in den Abgrund führt.“
Nikolaus Kopernikus, 1473 - 1543 (ſo zitiert in Unſer Geld zerſtört die Welt)
„Es wird eine Zeit kommen, da unſere Nachkommen sich wundern werden, daß wir so offenbare Dinge nicht gewußt haben.“
Lucius Annaeus Seneca, ca. 1 - 65 n. Chr.
„Wohin ſoll das ganze Geld, wenn Staat, Land und Kommunen anfangen, ihre Schulden zurückzuzahlen?“
Vlado Plaga beim Treffen der Dortmunder Grünen-Arbeitsgemeinſchaft „Bundespolitik“ zum Thema „Sparpaket“ (15.09.2010)
„Wenn man über Geld redet, dann redet man über das fiktionale Geld, Geld iſt eine Fiktion geworden. Das reale Geld, das jemand verdient für reale Arbeit, wie die Straße zu reinigen, das iſt ſo wenig, das läſſt ſich dazu gar nicht mehr ins Verhältnis ſetzen.“ Kristian Smeds im taz-Geſpräch
Begriffe
Geld
Bei näherer Betrachtung iſt es überhaupt nicht ſo klar, was überhaupt Geld iſt und was nicht. Für das Verſtändnis einer Geldreform mit Umlaufſicherungsgebühr (alſo „Freigeld“ nach Geſell) iſt es hilfreich, grundſätzlich zwiſchen Geld auf der einen und Guthaben auf der anderen Seite zu unterſcheiden, wie Helmut Creutz es ſtets betont. Es ſind immer Guthaben, die ſpiegelbildlich genauſo hohen Schulden gegenüberſtehen. Schulden können überhaupt nur abgebaut werden, wenn entweder woanders Schulden aufgebaut, oder Guthaben verringert werden. Solange die Guthaben durch poſitive Zinſen exponentiell wachſen, müſſen die Schulden das auch tun! Das wäre an ſich nicht unbedingt problematiſch, wüchſen damit nicht zwangſläufig auch die Zinszahlungen entſprechend.
Geldſchöpfung
Vielfach, ſo auch in den auf dieſer Seite von mir empfohlenen Filmen Money as Debt, Wie funktioniert Geld und Die Welt plus 5%, wird behauptet, die Banken würden Geld aus dem Nichts ſchöpfen. Dies entſpricht ſicherlich nicht der Realität. Daſs es in den Filmen ſo dargeſtellt wird, hängt wahrſcheinlich zumindeſt teilweiſe damit zuſammen, dass ſie nicht ordentlich zwiſchen Geld und Guthaben unterſcheiden. Wenn Banken einen Kredit zu 10% mit Eigenkapital ſichern müſſen, ſchaffen ſie nicht $100 aus $10 Einlagen, ſondern ſie können von $100 Einlagen nur $90 weiterverleihen. Es lohnt ſich meiner Meinung nach aber gar nicht, ſich auſführlich mit Fragen der Geldſchöpfung zu beſchäftigen, wo doch die Umverteilung durch den Zins ſo maſſiv und gleichzeitig ſo klar und unwiderlegbar ſtattfindet, ohne dass es den meiſten Menſchen überhaupt bewuſſt wäre. Das immerhin veranſchaulichen die genannten Filme ſehr ſchön.
Bedingungsloſes Grundeinkommen
Das Konzept des bedingungsloſen Grundeinkommens iſt mir ſeit 2004 vertraut und ich bin ſeitdem
zunehmend davon überzeugt, daß wir ein bedingungsloſes
Grundeinkommen brauchen:
in unſerer extrem arbeitsteiligen
Geſellſchaft benötigt jeder Menſch Geld zum Überleben. Statt des (kaum
irgendwo verwirklichten) Rechts auf Arbeit (Artikel 23) ſollten die Menſchenrechte
alſo das Recht auf Einkommen enthalten!
Allerdings iſt, auch unter Freiwirten (wie die Anhänger von Geſellſ
Idee genannt werden), die Anſicht ſehr verbreitet, die meiſten
Menſchen würden nichts Wertvolles leiſten, wenn ſie ſchon durch ein
Grundeinkommen materiell abgeſichert wären. Deſwegen möchten einige
Freiwirte ſogar vermeiden, für die Rückverteilung der eingenommenen
Umlaufſicherungsgebühr den Begriff „Grundeinkommen“ zu verwenden,
obwohl gerade dieſer Begriff meiner Meinung nach eine gute Brücke
zwiſchen beiden Gruppen darſtellt. Jedenfalls iſt ein funktionierendeſ
Geldſyſtem eine zwingende Vorauſſetzung für ein funktionierendeſ
Grundeinkommen und deſwegen will ich alle Grundeinkommensbefürworter
auffordern, auch Freiwirte zu werden!
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Aktuelle Situation und Auſblick (Dezember 2011)
Die Leserbriefe der Version vom August 2011 sind in der September-Version archiviert.
Die gegenwärtige Finanzordnung iſt am Ende und das Ende wird von Woche
zu Woche deutlicher abſehbar. Sehr ſchön veranſchaulicht das, neben Spanien („Die Empörten“), den arabiſchen Ländern (diverſe Revolutionen), London (Aufſtände), New York und anderen (Occupy) auch die Entwicklung in Iſrael:
Als Endziel hat ſich die junge Anführerin viel vorgenommen. „Wir wollen das Wirtſchaftsſyſtem in Iſrael von Grund auf ändern. Aus einer geſpaltenen Geſellſchaft ſchaffen wir eine geeinte.“
Das Ende unſeres heutigen Finanzſyſtems iſt nicht das Ende der Welt. Im Gegenteil, durch einen Übergang zur Freiwirtſchaft ſind, beim heutigen Stand der Technik, für die Zukunft Wohlſtand und damit Friede in der Welt zu erwarten. Erfüllte, lohnende Arbeit für alle und gleichzeitig viel frei verfügbare Zeit werden die Folge ſein, wenn nicht mehr die kurzfriſtige Rendite im Vordergrund ſteht und wenn die Früchte der Arbeit, in Geld auſgedrückt, die Tendenz haben werden, ſich gleichmäßig zu verteilen, anſtatt ſich quaſi ſelbſtſtändig bei Wenigen zu konzentrieren. Oder wie Silvio Geſell es ſchon 1918 im Vorwort zur 3. Auflage ſeines Buches ſchrieb: „Die Natürliche Wirtſchaftsordnung wird auch techniſch der heutigen und der kommuniſtiſchen weit überlegen ſein.“
Vlado Plaga, Dezember 2011
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